E-Book-Reader umweltfreundlicher als Bücher

Studien gibt es wie Sand am Meer. Man bezieht sich also auf jene, die die eigene Überzeugung bestätigen. Hier habe ich gelesen, dass eine Studie nachgewiesen hat, dass der Kindle E-Book-Reader umweltfeunlicher sei als normale Bücher. Ich habe es geahnt 😉

Studien der Cleantech Group haben ergeben, dass der E-Book-Reader Kindle von Amazon umweltfreundlicher sein soll als normale Bücher.

Außerdem würde der CO2-Ausstoß, der bei der Kindle-Produktion entsteht, sich schon nach 1 Jahr Gebrauch des E-Book-Readers im Vergleich zu herkömmlichen Büchern rechnen. Jedes weitere Jahr der Nutzung würde etwa 168 kg CO2 einsparen, das entspricht etwa der Herstellung und dem Vertrieb von 22,5 herkömmlichen Büchern.

Hat das gedruckte Buch eine Zukunft?

In einem Blogbeitrag schreibt HerrLarbig.de, dass das gedruckte Buch nicht am Ende ist. Das digitale Buch sieht er nicht als Gefährdung für das traditionelle Buch. Interessant ist seine Argumentation. Digitale Speichermedien haben eine gewisse Lebensdauer. Das Wissen im Netz scheint HerrnLabig unsicher.

Wissen, das heute im Netz konstruiert wird, ob in Wikipedia oder in Blogs, ist kein Wissen, dessen Speicherung so abgsichert wäre, dass es auch noch in hundert Jahren leicht zugänglich wäre, wie das bei Büchern heute überhaupt kein Problem ist.

Bücher überleben Jahrhunderte, digitale Medien nicht einmal eine Dekade, das der Grundtenor. Deshalb die Forderung:

Irgendwann müssen wir also beginnen, die uns wichtigen Erinnerungsstücke in die analoge Welt zurück zu holen: Bilder und Webseitentexte ausdrucken, digital verbreitete E-Books wieder in Buchform binden und – ganz wichig – private E-Mails, die für uns bedeutsam sind, ausdrucken und zumindest, wie früher bei Briefen verbreitet, in einer Kiste sammeln. Tun wir das nicht, könnte unsere Zeit im Rückblick eine trotz der Massen an Information für die Nachwelt zu einer „dunklen“ quellenarmen Zeit werden, insbesondere in Bezug auf das alltägliche Leben…

Hier meine pragmatische Antwort:

  • Erinnerungsstücke, die mir besonders wichtig sind, sind für andere wohl völlig unwichtig. Wer ausser mir hat also überhaupt Interesse an einer Aufbewahrung? Ich sehe nicht ein, warum ich sie ausdrucken sollte. Meine Erinnerungsstücke werden ohnehin mit mir verschwinden. Wenn sie nun etwas vor meinem Ableben verloren gehen, dann spielt dies, ehrlich gesagt, auch keine grosse Rolle.
  • Erinnerungsstücke, die einer ganzen Gemeinschaft wichtig sind, sind wohl ohnehin bereits analog vorhanden. Mir fällt spontan nichts ein, was nur digital vorhanden ist und was man als Erinnerungsstück etwa der Schweizer anschauen könnte. Und wie steht es mit Filmen aus? Sollen sie auf analoge Medien gesichert werden. Diese sind aber auch nicht sehr sicher.
  • Ebooks in Buchform binden? Was hält da wohl länger: der Ausdruck eines Ebooks oder die abertausend Speicherungen auf unterschiedlichsten Medien? Ich möchte nur kurz daran erinnern, dass 48 v. Chr. die Bibliothek von Alexandria abgebrannt ist und mit ihr sind grosse Menge von Büchern von unschätzbarem Wert vernichtet worden. Wir kennen zudem genügend Beispiele von Büchervernichtungen und –verbrennungen in der neueren Geschichte. Wer garantiert uns, dass nicht irgendein grössenwahnsinniger Herrscher auch die gedruckten Bücher vernichten lässt?

Ich glaube auch nicht, dass das gedruckte Buch verschwinden wird. Warum sollte es auch. Es gibt viele gute Gründe, warum man lieber ein gedrucktes Buch liest als ein digitales. Aber das digitale Buch wird sich in naher Zukunft durchsetzen, es wird nicht einfach die digitale Form des gedruckten Buches sein, es wird ein multimediales Buch sein mit Text, Bildern, Filmen, natürlich mit Ton. Sehbehinderte werden es sich vorlesen lassen können. Und wie sollten wir denn ein solches Buch ausdrucken zur Erhaltung?

Noch eine Bemerkung zur Vergänglichkeit der Informationen im Internet: Auf den Seiten von InternetArchive erfährt man von einem gigantischen Projekt, in dem versucht wird, digitale Texte für die Nachwelt zu erhalten:

The Internet Archive is working to prevent the Internet – a new medium with major historical significance – and other "born-digital" materials from disappearing into the past.

Kindle auf dem iPhone und dem iPod touch

Letzte Woche konnte man es immer wieder lesen: Kindle books sind nun auch auf dem iPhone und dem iPod touch lesbar. Auf der Webseite von amazon.com wird dies angekündigt. Auch im deutschsprachigen Raum ist vielfach darüber berichtet worden: etwa in der Computer Zeitung oder auf Spiegel online. Damit dürfte ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Durchsetzung von Ebooks vollzogen worden sein.

Vor einiger Zeit habe ich darüber geschrieben, wie ich ein Buch von Bruce Keener gesucht habe. Schon dort ist aufgefallen, dass die Kindle- Bücher die billigsten sind – aber ohne Kindle war damals nichts zu machen. Können wir nun endlich auch in Europa  diese Bücher auf dem iPhone lesen?

Ein kurzer Blick in den iTunes Store zeigt aber, dass der Download der Applikation nicht über das Schweizer Portal von iTunes möglich ist, man muss sich die entsprechende Software auf der amerikanischen Seite  holen und dies kann man bekanntlich nicht, wenn man nicht in den USA Wohnsitz hat. Damit ist klar, die Kindle-Bücher sind für den amerikanischen Markt gedacht, ich nehme an, dass die Software zudem gar nicht auf den deutschen Versionen des iPhone und des iPod touch laufen wird, und wahrscheinlich sind die Kindle-Bücher nur für amerikanische Kunden von amazon gedacht.

Europa bleibt also vorerst ohne Kindle.

Ebooks – ein kritischer Beitrag auf Weltonline

In einem am 24.5.08 erschienen Editorial auf Weltonline mit dem Titel Die Zukunft ist Blatt, ganz Blatt wirft Elmar Krekeler einen kurzen Blick auf die vergangene und neu erwachte Ebook-Euphorie. So wie die Euphorie mit dem papierlosen Büro sei auch jene mit dem Ebook verflogen.

Kaum war allerdings die erste Batterieladung verbraucht, hatte sich das Ding als doch allzu zukünftig herausgestellt.

Auch für die neu erwachte Euphorie hat Krekeler nicht viel übrig. Dies zeigt er anhand von Elfriede Jelineks Beispiel. Die österreichische Autorin hat bekanntlich neben vielen anderen Texten auf ihrer Webseite auch den "Privatroman" Neid veröffentlicht. Diesen Text kritisiert Krekeler folgendermassen:

Weitgehend kommentarlos steht der Text auf Jelineks Homepage. Spärlich strukturiert. Gar nicht lektoriert.

Im Prinzip äußert sich darin nichts als das Desinteresse am und die Missachtung des Lesers. Kilobyte um Kilobyte kotzt der Dichter ins weltweite Gewebe. Und nach ihm die Blattflut.

Das sind harte Worte gegen diese Autorin und ihr "Experiment". Warum diese extrem negative Haltung von Krekeler, übrigens auch gegen Musiker, die ihre Werke umsonst zum Download bereitstellen?

Einmal gilt es zu bemerken, dass Ebooks nicht per se einfach von schlechter Qualität sein müssen, was Jelinek macht, ist eben gerade kein typisches Ebook, es ist die Veröffentlichung eines privaten, unlektorierten Manuskriptes. Zudem ist der Text nicht eben leserfreundlich aufgemacht, es handelt sich um kein digitales Buch, sondern um einen digitalen Text. Wer liest schon online auf einer Webseite derart lange Texte? Der Ausdruck ist natürlich auch störend, da die Formatierung eine für Webseiten typische Endloskette darstellt.

Schliesslich ist es verfrüht, anhand dieses Beispieles auf das Misslingen der neuen Ebook-Welle zu schliessen. Die neuen Ebooks, wie sie von amazon.com mit dem Kindle propagiert werden, sind aktuelle Bücher, die lektoriert worden sind und die ebenfalls in einer Papierversion vorliegen. Nur sind sie billiger, da keine Druckkosten mehr anfallen. Das System ist vergleichbar mit den kostenpflichtigen Musicstores.

Dass dies Zukunft haben kann, scheint mir einsichtig. Interessant ist der Schlusssatz der Kritik von Krekeler, dort wird klar, warum diese harten Worte gewählt worden sind. er drückt, wenn auch nicht ganz verständlich, eine Hoffnung aus, eben die Hoffnung, dass das Ebook keine Zukunft hat:

Aber dass die Zukunft hat, wollen wir lieber nicht hoffen.

Ich dagegen hoffe, dass diese neue Ebook-Generation erfolgreicher sein wird. Dies ist allerdings nur möglich, wenn die Verlage mitarbeiten.

Bemerkungen zu einem vlog von Anna Althouse

Auf diesem Video stellt Anna Althouse einige interessante Gedanken zum Thema Ebooks vor:

Unser Gedächtnis beim Lesen ist ein fotografisches: wir merken uns beim Lesen, an welcher Stelle auf einer Seite wir einen Satz, einen Begriff usw. gelesen haben. Wir merken uns aber auch, an welcher Stelle im Buch wir eine Seite gelesen haben, indem wir die Dicke des Buches fühlen.

Daraus ergeben sich mehrere Folgerungen:

  • Wir sind auf einen gleich bleibenden Seitenspiegel angewiesen. Wenn wir Texte als scrollbaren Einheit lesen, dann können wir uns nicht mehr problemlos darin orientieren. Wir haben entsprechend mehr Schwierigkeiten, uns Begriffe zu merken. Ein Ebook sollte also einen gleich bleibenden Seitenspiegel verwenden. Schwieriger ist es natürlich mit der Buchdicke. Diese kann nur durch eine Scrollbar o.ä. simuliert werden.
  • Dieselbe These verwendet Anna Althouse auch gegen Hörbücher. Auch hier wird der Text nicht mehr mit dem Seitenspiegel aufgenommen, sondern kombiniert mit völlig neuen Eindrücken, die wir während dem Lesen aufnehmen. Da diese Eindrücke zufällig sind, nicht etwa vergleichbar mit dem mnemotechnischen Verfahren jener Kombinationen, die wir künstlich herstellen z.B. zwischen Zahlenreihen und einem natürlichen Ablauf – einem Weg, den wir sehr gut kennen, können wir auch Texte, die wir auditiv wahrnehmen, weniger gut merken.

Zwei Bemerkungen dazu:

  • Das fotografische Gedächtnis beim Lesen ist tatsächlich auch für mich wichtig, aber nicht für alle Bücher. Hörbücher können bei literarischen Texten völlig neue "Leseerlebnisse" vermitteln. Ich erinnere mich sehr genau an die Buddenbrooks von Thomas Mann. Ich habe während vieler Spaziergänge dieses wirklich exklusive Hörbuch genossen. Ich erinnere mich sogar an einzelne Passagen sehr präzis, aber auch daran, wo ich sie gehört habe. Ähnliche Hörbucherlebnisse habe ich von Dostojevskis "Schuld und Sühne".
    Dies widerspricht nicht dem fotografischen Gedächtnis, es wird vielmehr für mich klar, dass Verknüpfungen in unserem Hirn beim Lesen, im Falle von Hörbüchern völlig neue Verbindungen schaffen können.
  • Was Sachtexte betrifft, glaube ich auch, dass der gleich bleibende Satzspiegel wichtig ist. Er gibt uns eine gewisse Sicherheit im Memorieren, er gibt uns die Sicherheit, dass wir zurückblättern können, dorthin, wo wir noch etwas vage in der Erinnerung haben. Natürlich kann man die digitale Suchfunktion brauchen, aber nur dann, wenn man sich an den Begriff erinnert. Die fotografische Suchfunktion eignet sich für die vage Erinnerung.
    Die Frage ist allerdings, ob sich unser Gedächtnis nicht auch in dieser Beziehung verändern wird, ein Kommentator des Videos von Anna Althouse vertritt zumindest diese Ansicht.

Amazon kauft Audible

Wie man vor zwei Wochen einer Pressemitteilung entnehmen konnte, kauft Amazon für 300 Mio $ den Hörbuchanbieter Audible. Der deutsche Anbieter von Audible gehört gemäss einem Beitrag auf Spiegel online nur zu 45% zum amerikanischen Mutterhaus. Aus diesem Grund wird sich hier nicht offenbar nicht viel ändern.

Offensichtlich versucht Amazon sein kopierschutzfreies mp3-Angebot auszubauen und konkurriert damit iTunes. Nach dem Kindle, dem Lesegerät für Ebooks, nun also der Vorstoss in die Hörbücher. Ich bin gespannt darauf, wie sich Amazon auf dem europäischen Markt präsentieren wird.