Solothurner Literaturtage – erste Online-Lesungen

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Heute Morgen war es soweit: die Literaturtage beginnen, und zwar online. Um 09:45 kommt die erwartete Email mit dem Link und dem Code, das Ticket habe ich mir schon vor einigen Tagen besorgt. Zuerst geht es etwas harzig, die Verbindung kommt mehrfach nicht zustande – wahrscheinlich versuchen zu viele gleichzeitig sich einzuloggen. Dann aber funktioniert es tadellos. Wie wenn man vor Ort wäre. Lukas Gloor stellt den Autor Beat Sterchi und sein Buch Carpricho vor, schliesslich liest der Autor aus seinem Buch. Dann folgt ein Gespräch, wie es normalerweise eben an den Literaturtagen auch ist. Ein kleiner Unterschied: Ich spaziere mit meinem Hund durch die Wiesen – und höre zu. Ein ganz neuartiges Gefühl.

Ich werde einige der Bilder, die ich während der Lesung geschossen habe, posten.

Melitta Breznik – Mutter. Chronik eines Abschieds

Mutter. Chronik eines Abschieds Book Cover Mutter. Chronik eines Abschieds
Melitta Breznik
Luchterhand
2020
160
siehe unten

Mit "Mutter" legt Melitta Breznik ein intensives Kammerspiel vor, der langsame Abschied von der Mutter. Als Tochter, Pflegerin und Ärztin, die ihre Mutter in den letzten Monaten beim Sterben begleitet, schildert die Autorin mit genauem Blick die Veränderungen, die von den beiden Frauen Besitz ergreifen. Es gibt Momente der Verbundenheit, der Trauer, des Lichts, Kleinigkeiten erstrahlen in schlichter Schönheit in diesen letzten Tagen. Eine Familiengeschichte wird erzählt, bis zurück zu den beiden Kriegen. Fragen nach Schuld und Vergebung tauchen auf und nach dem, was bleibt, wenn jemand stirbt. Ein dichtes Buch über das Sterben. Tiefgründig, ehrlich, liebend und klar.

Melitta Breznik, geb. in Kapfenberg, Österreich, studierte Humanmedizin und wurde zur Praktischen Ärztin ausgebildet, bevor sie sich als Fachärztin in Psychiatrie und Psychotherapie spezialisierte. Sie lebt in Graubünden, Schweiz. Bei Luchterhand sind von ihr bisher erschienen: »Nachtdienst« (Erzählung 1995), »Figuren« (Erzählungen 1999), »Das Umstellformat« (Erzählung 2002), »Nordlicht« (Roman 2009), »Der Sommer hat lange auf sich warten lassen« (Roman 2013).

Quelle: literatur.ch

Beat Sterchi – Capricho

Capricho Book Cover Capricho
Beat Sterchi
Diogenes
2021
272
https://www.literatur.ch/gaeste/beat-sterchi/

Ein Autor fährt wie jedes Jahr in sein einfaches Sommerhaus in einem verfallenden spanischen Dorf, dem letzten am Ende der Landstraße. Die Geschichte genau dieses Dorfes will er niederschreiben, doch fehlen ihm die Worte. Stattdessen beginnt er, seinen >Huerto<, den Garten, zu bestellen, und kommt dabei mit den Nachbarn samt deren Geschichten und Tipps, vor allem aber mit sich selbst und der Natur ins Gespräch.

Beat Sterchi, 1949 in Bern geboren, ging 1970 nach Kanada und studierte Anglistik. Danach war er Sprachlehrer in Tegucigalpa (Honduras) und Montreal und betrieb weitere Studien in Kanada. Er verfasste neben Theaterstücken, Reportagen und Kolumnen auch Reiseberichte und experimentelle Texte auf Berndeutsch und stand mit Spoken-Word-Texten auf etlichen Bühnen. Heute lebt Beat Sterchi als freier Schriftsteller in Bern.

Lukas Linder im Unterricht

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Der zweite Autor heute im Unterricht war Lukas Linder. Zuvor hatte ich mit der Klasse bereits die ersten Seiten seines Buches Der Unvollendete gelesen und viele haben dabei geschmunzelt oder auch laut gelacht, als wir Anatol über seine etwas missglückte Nacht mit zwei Lehrerinnen gelesen haben. Dann also war es so weit. Lukas Linder las dann die Fortsetzung vom Morgen nach jener Nacht. Auch an ihn wurden interessante Fragen gestellt. Zwei Jahre habe er etwa an diesem Buch gearbeitet, sagte er uns.

Zwei Frauen! In deinem Bett! Besoffen! Und trotzdem gondelst du alleine durch diese Nacht. Das ist längst nicht mehr nur Höflichkeit. Das ist Blödheit, Versagen auf der ganzen Linie! Aber was hatte er denn erwartet? War er es nicht langsam gewohnt? Wiederholten sich die selben Dinge nicht die ganze Zeit, nicht nur auf den XXL-Matratzen dieser Welt, sondern überall, wo er den Fuß hinsetzte?

Lukas Linder: Der Unvollendete

X Schneeberger im Unterricht

Heute hatten wir anlässlich der Solothurner Literaturtage zwei Autoren im Unterricht. In der ersten Lektion war Chris Schneeberger hier.

Zuerst hat er sein Buch“Neon Pink & Blue” spontan aufgeschlagen und uns eine längere Passage vorgelesen. Wir hatten uns vorgängig schon kurz mit seinem Buch auseinandergesetzt. Wie zu erwarten war, war der Stil für die einen eher ein Hindernis, andere aber waren vollkommen begeistert. Wir haben uns letztes Jahr mit moderner Literatur beschäftigt, unter anderem Die Infantin trägt den Scheitel links von Helene Adler und 1000 Serpentinen Angst von Olivia Wenzel.  Wir waren also nicht unvorbereitet auf das Buch von Chris Schneeberger – und so haben drei Schülerinnen nach der Lektion sofort spontan ein Buch bei ihm gekauft und es natürlich signieren lassen.

Meist schweige die Landschaft schön. Doch sei gerade etwas passiert: X, eben unter dem vollkommen unnützen Schatten einer Kunststoffpalme hervorgetreten, habe ein wenig auf den erhitzten Steinen der Hafenmauer herumgetänzelt. Der Boden war zu heiß, um barfuss stehen zu bleiben. Mit Blick über das Gewässer auf die Berge, ein tropfendes Glacecornet in der Hand, als wär’ s ein schmelzendes Mikrophon – und als gäbe es in dieser Hitze etwas zu singen. Als ob die Welt an diesem späten Sommernachmittag ein riesen Freiluftcabaret sei.

X Schneeberger: Neon Pink & Blue

X Schneeberger an den Solothurner Literaturtagen

X Schneeberger im Radio SRF – Kontext

Arno Geiger im Tagesgespräch bei Radio DRS

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Am Freitag, 3.6.2011, war Arno Geiger zu Gast im Tagesgespräch bei Susanne Brunner im Radio DRS. Die Aufnahme wurde in Solothurn während der Literaturtage gemacht.

Das Podcast kann hier hier heruntergeladen oder angehört werden.

Aus der Ankündigung:

Sein Buch “Der alte König in seinem Exil” ist auch bei uns ein Verkaufsrenner: ein Buch über seinen Vater, der an Demenz erkrankt ist. Alzheimer als Bestseller?

Solothurner Literaturtage – Fakt und Fiktion

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Ich muss zugeben, ich bin reingefallen. Gestern las ich im Blog der Literaturtage:

Als “Roter Faden” durch die diesjährige Solothurner Literaturtage zieht sich das Motto “Fakt & Fiktion”. In einer Abschluss-Diskussion am Sonntag um 14 Uhr im Landhaussaal wird noch einmal auf das Thema eingegangen. (…)
Noch radikaler stellt sich die Frage nach Dichtung und Wahrheit in diesem Literaturblog: Wer ist Beat Arnold? Handelt es sich um eine reale Person oder um ein Pseudonym? Wenn letzteres, von wem? (…)
Jedenfalls haben wir es hier mit einem interessanten Phänomen zu tun, wird doch die Frage nach Wahrheit und Dichtung gleichsam verkehrt: Ausgangspunkt ist nicht mehr die Literatur und die Frage nach ihrer Verankerung in der Realität. Sondern umgekehrt wird versucht, mittels Fiktion Einfluss auf die Realität zu nehmen, sie wie ein Stoff zu modellieren und zu formen. (…)
Dieser Ansatz dünkt uns so spannend, dass wir ihn am Sonntag an der abschliessenden Podiumsgespräch im Landhaussaal ebenfalls diskutieren möchten. Deshalb haben wir neben Jürg Amann, Corina Caduff, Wilfried Meichtry und Eva Menasse neu auch “Beat Arnold” / Urs Engeler eingeladen sowie Urs Richle, Fachmann für interaktive und intermediale Fiktion.

Da habe ich also darauf gewartet, dass das Geheimnis um Beat Arnold gelüftet wird, ich war gespannt auf Urs Engeler und Urs Richle, den Fachmann für interaktive und intermediale Fiktion.

Keine dieser Personen war anwesend, kein Wort davon, um 14:00 fand ein völlig normales Schlusskolloquium statt. Die Autoren stellten ihr Werk und sich selbst im Spannungsfeld zwischen Fakt und Fiktion vor. Wenn man die Lesungen bereits besucht hatte, dann wiederholten sich die Aussagen zu diesem Thema nun. Luzia Stettler führte souverän durch das Thema, auch wenn dies nicht immer ganz einfach war.

Es bleibt die Frage, wer Beat Arnold ist.