Bärewirts Töchterli in Signau

Hier einige Eindrücke von der Erstaufführung von Bärewirts Töchterli in Signau, einem Theaterstück von Karl Grunder. Kurz vorher wütete ein heftiges Gewitter, während der Aufführung war es trocken. Eine grosse Leistung für das Laientheater der Theatergruppe Signau. Die Aufführungen finden vor dem Gasthof Bären in Signau statt, also am Originalschauplatz.

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Hier der Link auf einen Beitrag des Regionaljournals Bern Freiburg Wallis vom 22.6.2022

Der Mülheimer Dramatikpreis 2021 geht an Ewe Benbenek

Ewe Benbenek gewinnt mit Tragödienbastard den Mülheimer Dramatikpreis 2021.
Die Jury begründet hier ihre Wahl:

Zwischen zwei Welten

Die Großmutter lebt in Polen und versteht nicht, warum die Enkelin auf die scheinbar so einfache Frage nicht antworten will, ob es „drüben“ in Deutschland einen Mann in ihrem Leben gibt. Wirklich reden kann die Enkelin mit der Großmutter nicht, trotzdem fährt sie immer wieder in diese ganz andere Welt in einem Haus oben am Berg mit dem Kohleofen und einer alten Frau, die wartet. Und die Eltern? Die haben sich ins Wirtschaftswunderland jenseits der Oder rein gearbeitet, während die Tochter schon ganz selbstverständlich Abitur machen und studieren konnte. Drei Generationen und Lebensläufe werden sichtbar, erzählt von der Jüngsten, die von sich sagt, sie habe eigentlich „keinen Bock auf das Narrativ des goldenen Westens“. Und: Sie sei die Letztgeborene.

Hört sich nach Weltuntergang und Abbruch der Geschlechterfolge an, sagt ja aber nur, dass die junge Frau die vorläufig Letzte ist. Ewe Benbenek lässt kulturelle Gegensätze aufeinanderprallen und widmet sich den daraus entstehenden Konflikten. Drei Stimmen kommen zu Wort. Eine nimmt das Leben der Letztgeborenen eher sachlich unter die Lupe. Eine andere ahnt, dass der Weg hin zur Selbstbestimmung ein Gang auf dünnem Eis sein könnte. Die dritte lehnt sich gegen Rollenzuschreibungen und dagegen auf, zwischen zwei Welten festzusitzen. Aus dem Osten droht der in der Marienverehrung wurzelnde Katholizismus der polnischen Großmutter, vom Westen das protestantische Leistungsethos einer in die Bundesrepublik migrierten Elterngeneration, die dazu beigetragen hat, dass Deutschland eine der Lokomotiven der Weltwirtschaft werden konnte. Und jetzt ist da die Tochter, die eigentlich dankbar sein sollte, dass ihr alle Türen offen stehen, die durch viele der Türen aber gar nicht gehen will.

In der Frankfurter Allgemeinen lesen wir:

In dem Stück geht es um drei Frauengenerationen zwischen Deutschland und Polen und den „wütenden Gedankenstrom einer um ihre Sprache und ihren Platz in der Welt ringenden Protagonistin“, wie es in einer Ankündigung des Schauspielhauses hieß.

Der Text habe berührt, sagten gleich mehrere Juroren während der Debatte. Regisseur und Juror Jakob Weiss bescheinigte dem Stück eine „unglaubliche Aufrichtigkeit und Verletzlichkeit“. Wie mit Sprache umgegangen werde, sei „extrem charmant und witzig“. Der Theaterkritiker und Juror Janis El-Bira nannte das Werk „für ein Debüt überwältigend“.

Die Uraufführung des Theaterstückes fand am 30.10.2020 im Schauspielhaus Wien statt. Hier hat man Zugriff auf den Text des Theaterstücks und hier werden alle Nominierten per Video vorgestellt.

Siehe auch: Ihr Platz in der Welt -Süddeutsche Zeitung