Computer gehören ins Schulzimmer

Man erinnert sich noch gut an die Debatte darüber, ob jeder Schüler einen Laptop braucht. Schon vor drei Wochen ist im Spiegel online ein neuer Artikel über den Einsatz von Computern an Schulen erschienen. Diesmal ein Artikel, der positive Erfahrungen in einer Schule in den USA (Soul Road School, New York) in den Vordergrund stellt. Im Lead lesen wir:

US-Schulen rüsten ihre Computer ab – was für ein Unsinn, finden Lehrer und Schüler der Soul Road School in Syracuse. "Wer Computern abschwört, schwört der Zukunft ab." Hier wird mit Displays, Scannern, Powerpoint gelernt.

Im ganzen Artikel kommen Lehrer und der Direktor der Schule zu Wort, die sich positiv zum Einsatz von Computern im Unterricht äussern. Mich überzeugen die Argumente des Direktors für den Einsatz von Computern im Unterricht:

  • Dank moderner Technik haben die Jugendlichen mehr Spass am Unterricht.
  • Computer sind Teil der Lebenswelt von Jugendlichen, man kann sie nicht aus dem Unterricht verbannen.
  • Unsere Jugendliche müssen auch technisch ausgebildet werden, wir verlieren sonst den Anschluss an die technologische Entwicklung.

Interessant ist dann aber, dass der Berichterstatter fast ausschliesslich Beispiele von Computereinsatz an dieser Schule zeigt, die lehrerzentriert sind: Powerpoint, ein digitales Mikroskop, digitale Tafel. Ganz zu Beginn eine Beschreibung eines Mädchens, das offenbar selber am Computer gewisse Seiten aufsucht.

Computereinsatz im Unterricht bietet die einmalige Chance, dass wir von der Einmann/Einfrau-Show wegkommen, nicht ich als Lehrer muss alle diese neuen digitalen Geräte einsetzen, ich muss sie zwar einsetzen können, die Schüler aber sollten Computer zum individuellen Lernen einsetzen können. Dazu brauchen wir Beispiele. Im Artikel wird erwähnt, dass die Schüler die Powerpoint-Präsentation nach dem Unterricht von der Homepage holen können. Gerne würde ich hier erfahren, wo sie diese holen, wie man das organisiert hat. Welche Lernplattform verwendet man?

Besser wäre es allerdings, wenn die Schüler diese Präsentation, währenddem sie abläuft, im Computer auch vor sich haben, sie sollten sich dazu Notizen auf dem Computer machen können, sie sollten auf gewisse Folien reagieren können, also zur Mitarbeit aufgefordert werden. Dann findet keine Powerpoint-Präsentation im herkömmlichen Sinn mehr statt, sondern eine digitale Lernsituation, ein digitales Lehrgespräch.

Zum Schluss noch eine weitere Bemerkung zum Spiegel-Artikel. Ich habe die dort genannte Schule im Internet gesucht. Ich wollte wissen, was die Schule selber zu sagen hat. Nach einigem Suchen bin ich zumindest auf die Adresse des Schuldirektors gestossen, aber auf keine Homepage der Schule. Schade, ich erwarte von einer Berichterstattung doch mehr als nur einen Bericht über eine Schule, über die man dann nicht mehr erfahren kann.

ICT-Aktivitäten eines Lehrers im schulischen Alltag

Hier ein paar Einblicke in das digitale Leben einer Lehrers während eines normalen Schultages.

  • Vor dem Unterricht habe ich natürlich meine Emails studiert und – gemäss GTD (getting things done) auch erledigt.
  • Nebenbei auf Neuigkeiten geschaut, die über meinen RSS-Bandit reingekommen sind.
  • Ein letzter Blick auf die in den letzten Tagen erstellte Lerneinheit zur Maturarbeit, diese habe ich in einem moodle bereitgestellt. Dazu habe ich moodle in der neuen Version 1.8 installiert mit einem neuem Erscheinungsbild – Autumn theme. Eine gewisse Individualität muss doch sein.
  • Im Schulzimmer starte ich den Tablet PC, werfe einen Blick in das Archiv der Klasse – erstellt mit dem Programm ELO, die kommen wird. Hier sind alle Unterrichtsprotokolle, Arbeitsblätter sowie viele digitale Aufnahmen von Wandtafelzeichnungen.
  • Wärend dem Unterricht führe ich das Unterrichtsprotokoll auf dem Tablet nach. Die Schüler haben sich schon daran gewöhnt.
  • In einer nächsten Doppelstunde geht es um Bölls “Wanderer kommst du nach Spa…” . Die Klasse hat Bilder erstellt, auf denen sie den Gang der Hauptgestalt durch das Schulhaus visualisiert haben. Die Bilder sind in der letzten Stunde erstellt worden, ich habe sie alle mit meiner Digitalkamera aufgenommen und mit dem Programm Snapter bearbeitet. Sie liegen also digital vor. Die Klasse soll nun in einem einfachen Abstimmungsverfahren das beste Bild auswählen. Von diesem werden wir nachher ausgehen und den Aufbau der Erzählung diskutieren. Nach der Wahl kopiere ich das Bild schnell in die vorbereitete Powerpoint-Präsentation. Wir schauen uns dann das Bild in einer Grossaufnahme an.
  • Während der Besprechung gehen wir dem Gang der Handlung, visualisiert auf dem Bild, nach. Mit meinem Stift markiere ich Stellen auf dem Bild. Zu den einzelnen Punkten haben Gruppen bereits Kommentare vorbereitet, ich habe auf meiner Präsentation Ergänzendes zur Hand. Am Ende der Stunde markiere ich mir im Notizfeld im Powerpoint, wo ich mit der Klasse stehen geblieben bin.
  • Am Nachmittag scheint eine ICT-freie erste Stunde anzustehen. Ich habe Lösungen zu grammatischen Problemen auf einer Folie von Hand eingezeichnet. Eine Schülerin fragt mich, ob man diese Lösung nicht auch für sie zugänglich machen könnte. Ich verspreche, diese ins Educanet zu legen.
  • Zu Beginn der folgenden Ethik-Doppelstunde wiederhole ich das Wichtigste der letzten Stunde auf Powerpointfolien. Dann lasse ich in Gruppen Drehbücher zu Konflikten, die die Klasse selber erstellt und inszeniert hat analysieren. Die Drehbücher haben mir die Gruppen über das Wochenende per Email zugestellt, so dass ich sie anschliessend im Word bearbeiten konne.
  • Nach einer Gruppenarbeit erfolgt die Präsentation der Ergebnisse durch die Gruppen. Anschliessend zeige ich die Videoaufnahme des dargestellten Konfliktes ab Kamera, die Aufnahme habe ich vor 14 Tagen gemacht. Leider hat mir die Zeit nicht gereicht, die Filme zu schneiden. Sonst hätte ich sie natürlich ab DVD oder Computer gezeigt. Mit der Pausenfunktion lässt sich das Video anhalten und kommentieren.
  • Gegen Schluss fragt mich ein Schüler, ob er nicht meine Powerpoint-Folien haben könnte. Da diese Klasse aus mehrern gemischt ist, ist die Educanet-Lösung hier gar nicht möglich, eine Klasse ist dort noch gar nicht erfasst. Was mache ich? Ich erstelle auf meinem persönlichen WIKI schnell eine Seite, speichere die entsprechende Powerpointseiten als pdf ab und lade sie auf mein WIKI hoch. Dann schreibe ich die Adresse an die Wandtafel.
  • Ich teile der Klasse noch einen kleinen Reader zum Thema Konfliktlösung aus, es sind drei Seiten aus einem ebook (Pocket Power Konfliktmanagement), das ich anschliessend auch noch kurz vorstelle. Von diesem Buch habe ich gar keine Papierausgabe.
  • Nach dieser Doppelstunde erscheint meine Gruppe von vier Schülerinnen, die ihre Maturarbeit bei mir schreiben wollen. Für sie habe ich eine moodle-Lerneinheit bereitgestellt. Ich führe sie ein, indem ich per Beamer die Seite vorstelle.
  • Dann nach Hause, mittlerweile nach 18.00. Dort lade ich nach dem Nachtessen meine Lösungsblätter, die ich vorher noch eingescannt habe, auf Educanet hoch. Dazu noch ein weiteres Übungsblatt mit Lösungen. Ich habe nämlich gesehen, dass Schüler im Educanet online sind, also sollen sie auch noch was zum Üben haben.
  • Jetzt werde ich noch eine Probe vorbereiten. Diese werde ich mit einem völlig veralteten, aber wunderbaren Programm erstellen, mit dem Pagemaker.
  • Dann werde ich noch die Unerrichtsprotokolle nachtragen und die digitalen Aufnahmen einbinden.
  • Emails, Blogs … Das ist klar.
  • Und zum Schluss werde ich mein persönliches Tagebuch auf OneNote schreiben.

Dies ist eigentlich ein normaler Arbeitstag, ohne Computer für mich eigentlich undenkbar.

 

ICT im Unterricht

Am vergangenen Mittwoch fand unser ICT-Weiterbildungstag statt. Ich bin allen Teilnehmern, insbesondere unseren externen Referenten Peter Gloor und Martin Hoffmann sehr dankbar, dass sie mir einige Punkte in aller Schärfe klarmachen konnten. Auf einen Punkt möchte ich in diesem Beitrag eingehen. Im Moment werden bei uns ICT-Mittel eher lehrerzentriert eingesetzt, der Lehrer setzt seinen Computer zur Veranschaulichung seiner Präsentationen ein. Der Computer und der Beamer werden zum langen Arm des Lehrers. Unser Ziel müsste es aber sein, die Schüler vermehrt mit ICT-Mitteln zu aktivieren, also nicht nur ihre Aufmerksamkeit auf unsere Darbietungen zu steigern, sondern ihre Aktivität im Lernprozess insgesamt zu aktivieren. Am Nachmittag wurde dieser Aspekt dann auf den Punkt gebracht. Der Schüler muss zu selbständigem Lernen gebracht werden, dies tönt sehr einfach, in der Praxis heisst das aber, dass wir unseren Unterricht in vielen Fällen völlig verändern müssen. Ich erinnere mich an alte Forderungen zu mehr Projektunterricht. Die Schüler erhalten klare Zielsetzungen, klare Rahmenbedingungen, im eigentlichen Lernprozess werden sie vom Lehrer, der nun eine andere Funktion bekommen hat, nur noch begleitet. Der Lehrer bietet, wie dies Peter Gloor eindrücklich dargestellt hat, etwa Sprechstunden an, die Schüler können erscheinen oder nicht. Sie übernehmen in diesem Prozess sehr viel Verantwortung. Projektartiges Lernen, ob mit oder ohne Computer, braucht allerdings bedeutend mehr Zeit.

Wir stellen auf der Sekundarstufe II aber vermehrt fest, dass die Schüler nicht selbständig arbeiten wollen oder eventuell können. Aus diesem Grund ist gerade in diesem Punkt der Widerstand der Mittelschullehrer besonders gross. Unsere Erfahrung zeigt, dass Schüler meistens kurz vor einer Probe mit dem Lernen beginnen, dass sie ihre Zeit nicht wirklich richtig planen und einteilen können. Ein Schüler hat mir in einem Aufsatz vor der Matur geschrieben, dass er in der ganzen Schulzeit nie eine Agenda gebraucht habe, er habe nie wirklich planen müssen, da dies die Lehrer oder auch die Mitschüler für ihn gemacht hätten.

Wir haben an den Schweizer Mittelschulen das Gefäss des Lernens am Projekt. Dort ist diese Arbeitsform zentral, und im LAP werden Computer auch sehr häufig eingesetzt. Also kann man sich als Lehrer auch auf den Standpunkt stellen, dass die Schüler im LAP projektartig arbeiten sollen, aber nicht im regulären Fachunterricht.

Wenn wir also weg vom Power-Point-ICT kommen und zum schüleraktivierender ICT-Einsatz im Unterricht übergehen wollen, müssen wir wohl vermehrt von traditionell lehrerzentrierten Unterrichtsformen Abschied nehmen.

Einsatz eines Tablet PC im Unterricht

Auf diesem Video führt ein Lehrer vor, wie er seinen Tablet PC in der Schule einsetzt. Interessant ist der mobile Einsatz, der Tablet ist über Funk mit dem Beamer verbunden. Wie der entsprechenden Diskussion auf der Homepage entnehmen kann. Es handelt sich um einen WiJET.G – Wireless Projektor/Monitor Adapter, ein Blatt mit technischen Details findet man hier. Das Video kann man auf YouTube oder direkt im Blog von Teachers Using Technology finden.

Test mit Tablet PCs?

Im Blog von Student Tablet PC habe ich einen interessanten Beitrag einer Studentin gelesen. Sie macht sich alle Notizen mit ihrem Tablet PC, d.h. ihr gesamtes Material ist digital vorhanden. Nun wird ein Test angesagt, bei dem die Studenten Hilfsmittel verwenden dürfen, also etwa ihre Notizen. Was macht nun ein Student, der alle Notizen nur digital zur Verfügung hat? Schreibt er das Wichtigste ab? Druckt er alles aus? Der Vorschlag der Bloggerin ist, dass man den Dozenten fragt, ob man nicht den Tablet PC verwenden dürfe.

Das Problem stellt sich bei uns kaum an der Mittelschule, ich habe bisher noch keinen Schüler erlebt, der immer oder häufig seinen Laptop im Unterricht verwendet hat. Ich glaube aber, dass dies in absehbarer Zeit geschehen wird. Für mich gibt es nur eine Lösung: der Tablet kann verwendet werden.