Falsch eingestellt Uhr

Zuerst dachte ich, dass ich die folgende Schlagzeile unter “Na so was” abhaken kann.

Weil die Uhr im Prüfungsraum noch auf Winterzeit stand, dürfen Schüler eines Englisch-LKs in Wetter (Ruhr) die Abiklausur noch einmal schreiben. Das Gymnasium im Ennepe-Ruhr-Kreis (Nordrhein-Westfalen) räume den betroffenen 22 Schülerinnen und Schülern diese Option in Abstimmung mit der Bezirksregierung Arnsberg ein, sagte eine Behördensprecherin am Montag.

Quelle: Uhr auf Winterzeit: Schüler dürfen Abiklausur wiederholen | News4teachers

Ich habe dann aber sehr schnell gesehen, dass dieses Ereignis im Netz recht hohe Wellen geschlagen hat. Auf einen Artikel auf spiegel.de gab es besonders viele Kommentare. Auf diese möchte ich kurz eingehen. Sie geben ein sehr gutes Bild davon ab, wie heutige Abiturient*innen wahrgenommen werden und welchen Stellenwert das Abitur für viele heutige Menschen hat.

    • Die einen behaupten, dass die Schüler halt heute nicht mehr die Uhr lesen können.

      Nichtmal die Uhr können sie lesen. Wer noch immer glaubt, Deutschland würde irgendwann in der Zukunft die Digitalisierung in Schulen realisieren, ist wirklich absolut delusional.

      Die Uhr sollte man als Abiturient schon lesen können.

      Die vielen in dieser Kategorie, die manchmal auch nicht fehlerfrei schreiben können, sehen die Schwächen in den mangelnden praktischen Fähigkeiten der heutigen Jugend. Nur haben sie etwas übersehen, die Uhr ging nicht richtig, das hat nichts mit der Fähigkeit zu tun, ob man die Uhr richtig lesen kann. Dass man schliesslich in einer Prüfungssituation nicht erkennen kann, dass die Uhr noch auf Winterzeit eingestellt ist, lässt sich doch wohl nachvollziehen. Einige Kommentatoren (!) glauben aber, dass ihnen das nie passiert wäre.

    • Die nächste Kategorie ist erstaunt darüber, dass die Jugendlichen heute keine Armbanduhren mehr haben.

      Haben denn die jungen Leute heutzutage keine Armbanduhr mehr?

      Ja, so ist es. Es ist mir schon seit einigen Jahren aufgefallen, dass unsere Schüler*innen häufig keine Armbanduhren mehr haben. Warum sollten sie auch, dafür gibt es das Smartphone. Aus diesem Grund stelle ich auch jeweils während den Prüfungen eine Uhr auf, damit die Schüler:innen ohne Gebrauch des Smartphones wissen, wie viel Zeit sie noch haben für die Aufgaben. Neuerdings haben viele Smartwatches. Es soll aber Lehrpersonen geben, die auch diese verbieten.

    • Und diese der Kommentar der Mutter einer Schülerin, die an der Prüfung gewesen ist:

      Meine Tochter war bei der Klausur dabei. Es gibt nur eine Uhr in der Turnhalle, die offenbar nicht auf Sommerzeit gestellt wurde. Sie hat es selbst gemerkt zu Beginn, aber es ist trotzdem in einem Zeitraum von 5 Stunden, wenn man im Flow englisch schreibt, irritierend, wenn die Uhrzeit nicht stimmt. Natürlich können Fehler passieren. Mich stört dabei, dass die Schüler sehr wegen Corona und Tests und Masken unter Druck gesetzt werden. Dann erwarte ich auch Perfektion von Seiten der Schule. Dazu kommt noch, dass die Prüfungsthemen sehr schwer waren und thematisch völlig daneben. Dieser Jahrgang ist schon gebeutelt genug, da hätte man vernünftige Abiturprüfungen erwartet.

      Zur Aufgabenstellung werde ich in einem weiteren Beitrag noch Stellung nehmen. Da hat sich noch ein ganz anderes Problem offenbart.

    • Und dann natürlich die grundsätzliche Kritik an der Schule:

      In einem Land, das seine Bürger – und dazu gehören auch die Schüler – mit Bürokratie dermaßen gängelt, ist es wirklich nicht akzeptabel, dass der öffentliche Dienst den einfachsten Pflichten nicht nachkommt. Alle vom Hausmeister über den Studienrat bis hin zum Schuldirektor kommen in den Genuss einer sicheren Anstellung, die es in der freien Wirtschaft nirgendwo gibt. Wo war der Hausmeister, dessen Aufgabe es war, alle Uhren richtig einzustellen? Wo war der Studienrat, zu dessen Aufgaben es auch gehört, rechtzeitig zu überprüfen, ob die äußeren Voraussetzungen für eine Prüfung erfüllt sind und wo war der Schuldirektor, dem die Gesamtverantwortung obliegt?

      Wie kann man erwarten, dass junge Menschen zu verantwortungsvollen Bürgern erzogen werden, wenn man ihnen permanent eigene Verantwortungslosigkeit vorlebt?

       

    • Schlussfolgerung?

      Mein Gott, es ist halt ein Fehler passiert, das kann doch mal sein. Wichtig ist doch nur, dass er korrigiert wird.

       

  • In diesem Zusammenhang fällt mir eine kleine Episode ein, die ich früher hier schon beschrieben habe: Das störende Ticken der Uhr.Nachtrag: Jetzt fällt mir ein, die Uhr im Klassenzimmer geht immer 1 Minute vor. Ich kann diese Minute zurückdrehen, das nützt nichts, da sich die Uhr immer automatisch korrigiert. Bisher hat aber noch niemand von den Schüler:innen deswegen reklamiert.

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