Bachmann-Preis–Kleine Presseschau

Auf der offiziellen Seite des Bachmannpreises:

Nava Ibriahmi setzte sich in der Stichwahl gegen Dana Vowinckel durch. In seiner Laudatio sagte Klaus Kastberger, der Text von Klagenfurt sei der komplexeste, den er von der Autorin kenne. Sie zeige, was es bedeutet, in kulturellen Überlappungsbereichen zu schreiben – im Iran geboren, in Deutschland aufgewachsen, lebt in Graz, das sage sich so leicht. Die Literatur biete Möglichkeiten, die in Gesellschaften nicht so ohne weiteres möglich seien, gebe Raum, auch von persönlichem Leid zu berichten.

Ebrahimi war zugeschaltet und sagte, sie sei froh, etwas sagen zu können, dann fehlten ihr aber die Worte vor Rührung. Sei sei gerne in Klagenfurt gewesen, habe den Bewerb aber von Anfang bis Ende mitverfolgt. Sie sagte, sie habe sich gewisse Hoffnungen auf einen Preis gemacht, aber mit dem Bachmannpreis habe sie gar nicht gerechnet.

Literaturcafe.de schreibt:

Eingeladen wurde Nava Ebrahimi von Juror Klaus Kastberger. Es sei der komplexeste Text, den er von der Autorin kenne, sagte Kastberger. Wir seien mit diesem Text »mitten in der Gegenwart«. Kastberger lobte den »hochkomplexen Tanz« der Erzählebenen.

swr2 schreibt auf ihrer Webseite:

Die 45. Tage der deutschsprachigen Literatur 2021 endeten mit dem verdienten Bachmannpreis für Nava Ebrahimi und dem doppelten Gewinner Necati Öziri, der sich in die Herzen des Publikums las. So einleuchtend die Preisentscheidungen, so zwiespältig der Eindruck einer Jury. (…)

„Der Cousin“ handelt von einem Jugendlichen, der im Knast zu tanzen lernt und später ein Bühnenstar ist. Zugleich geht es um eine Erzählerin, die nach den richtigen Worten sucht, um die Geschichte des Verwandten in einem Roman angemessen zu erzählen. Die minimalen Verschiebungen in der Fiktion machen die Differenz zum Erlebten deutlich, das nicht bruchlos in Sprache übergehen kann.

Die Erzählerin liest dem Cousin aus ihrem Buch vor, in dem er die Hauptrolle spielt, und weil er des Deutschen nicht mächtig ist, reagiert er auf den Klang und den Rhythmus der Sätze in seiner eigenen Ausdrucksform.

Auf der Seite der FAZ steht:

Nava Ebrahimi gewinnt hochverdient den Bachmannpreis 2021. Im Vordergrund stand aber eher die Frage, wie man über Literatur reden soll.

(…)

Der Theatermacher Necati Öziri las einen leicht überinszenierten, aber packenden „Brief an den Vater“ mit dem Titel „Morgen wache ich auf, und dann beginnt das Leben“, in dem ein (vielleicht) todkranker türkischer junger Mann die linksradikale Schuldverstrickung, eigentlich jedoch die Abwesenheit des Vaters beklagt. Dafür gab es den Kelag-Preis und den Publikumspreis. Die komplexere Auseinandersetzung mit einem verwandten Thema stammte von der in Graz lebenden und in Iran geborenen Autorin Nava Ebrahimi. Ihr selbstreflexiver, verspielter Text „Der Cousin“ handelt von der Frage, wie sich traumatische Lebenserfahrungen in einem zur Heimat gewordenen Exil vermitteln lassen. Hier führt das zur gegenseitigen Benutzung zweier Opfer, was in einer moralisch uneindeutigen, reinigenden Tanzperformance mündet: der wohl beste Text im Bewerb, weshalb die Auszeichnung mit dem Bachmannpreis 2021 hochverdient ist.

Und schliesslich der Artikel auf Zeit Online:

Der mit 25.000 Euro dotierte Bachmannpreis für deutschsprachige Literatur geht an die im Iran geborene, in Deutschland aufgewachsene und in Österreich lebende Autorin Nava Ebrahimi. Sie sei eine der spannendsten Stimmen der Gegenwartsliteratur, hieß es vonseiten der Jury.

Der Text Der Cousin über die Fluchtgeschichte eines schwulen Tänzers behandle auch eine der aktuellen Kernfragen, nämlich wie viel Show es brauche, damit Botschaften überhaupt noch wahrgenommen würden.

Auch auf der Seite von NZZ online findet man unterdessen einen Artikel über die diesjährige Bachmannpreisträgerin:

Das diesjährige Klagenfurter Wettlesen endete mit einer knappen Entscheidung. Es gewann am Ende mit Ebrahimi die Favoritin.

(…)

Auf der Flucht aus Iran in Richtung Kanada werden Mutter und Sohn in Thailand festgenommen und landen im Gefängnis. «Diese sechs Monate wurden zum Sperrgebiet, zum Tschernobyl der Familiengeschichte, die ohnehin an Boden verlor», schreibt Nava Ebrahimi. Bei einer Begegnung mit seiner Cousine tanzt der schwule Kian auf einer Bühne in New York endlich bisher Ungesagtes. Mit ihrem Text «Der Cousin» hat die 1978 in Teheran geborene Schriftstellerin, die in Köln aufgewachsen ist und seit vielen Jahren in Graz lebt, die Jury des Bachmann-Preises überzeugt.

Die mit 25 000 Euro dotierte Auszeichnung, einer der wichtigsten Preise der deutschsprachigen Literaturszene, ging damit an eine von vorneherein hoch gehandelte und bereits etablierte Autorin. Sie sei eine der spannendsten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur, so die Jury.

Der komplizierte und schwierige Text behandle auch eine der aktuellen Kernfragen, nämlich wie viel Show es brauche, damit Botschaften überhaupt noch wahrgenommen würden, so Laudator und Juror Klaus Kastberger.

Es war ein enges Rennen um den Hauptpreis: Mit vier zu drei Stimmen bevorzugte die siebenköpfige Jury Ebrahimi vor der Berliner Autorin Dana Vowinckel. Vowinckel hat in «Gewässer im Ziplock» einen Blick auf die orthodoxe jüdische Szene geworfen. Juror Philipp Tingler war begeistert von den geschilderten Sinneseindrücken wie dem «Krachen der Zähne der Grossmutter auf dem Joghurtlöffel». Ohnehin bewege sich Vowinckel mit ihrem Thema in einem Feld, das derzeit mehr denn je auf Neugierde stosse, befand Kastberger. Die 1996 geborene Schriftstellerin erhielt mit dem Deutschlandfunk-Preis den am zweithöchsten dotierten Preis (12 500 Euro).

Und schliesslich kann man auf der Seite von Spiegel.de lesen:

Der mit 25.000 Euro dotierte Bachmannpreis für deutschsprachige Literatur geht an die in Iran geborene, in Deutschland aufgewachsene und in Österreich lebende Autorin Nava Ebrahimi. Sie sei eine der spannendsten Stimmen der Gegenwartsliteratur, hieß es vonseiten der Jury. Der komplizierte und schwierige Text »Der Cousin« über die Fluchtgeschichte eines schwulen Tänzers behandle auch eine der aktuellen Kernfragen, nämlich wie viel Show es brauche, damit Botschaften überhaupt noch wahrgenommen würden.

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