Zitat des Tages – 6.5.21

In einem Mail, das die Journalistin Mela Eckenfels an die Schauspielerin Ulrike Folkerts geschrieben hat, beschreibt jene, was sie in der Zeit der Pandemie gelernt hat. Sie sei nach Ausbruch der Pandemie überzeugt gewesen, dass wir eigentlich über das Wissen verfügen, das wir zur Bewältigung haben müssen, dass wir als Staatsgemeinschaft zusammenstehen und diese Pandemie durchstehen werden.

Inzwischen habe ich, bedauerlicherweise, jeden Respekt vor einem großen Teil meiner Mitbürger verloren. Ich musste meinen Glauben, dass wir als gebildete, nahezu vollständig alphabetisierten Gesellschaft, die Informationen nutzen, die wir haben, um vernunftgesteuerte Entscheidungen zu treffen, revidieren. Das schon sehr früh, als Menschen mit Klopapier und Mehl überladene Einkaufswägen aus den Supermärkten schoben und Handdesinfektionsmittel aus Krankenzimmern stahlen. …
Auf was ich überhaupt nicht vorbereitet war, war, dass die erste konsequente Reaktion auch die einzige konsequente bleiben sollte und wir uns in eine Spirale aus Wissenschaftsleugnung, Partikularinteressen, Inkompetenz und Entscheidungsschwäche hineinmanövrieren. …
Was mir nicht nur auf die Nerven ging, sondern mich auch schockierte, war, wie dünn sich der zivilisatorische Lack auf einmal erwies. …

Unter welchem Stein, oder in welchem Loft muss man sich verkrochen haben, um sich zynisch über zehntausendfaches Leid zu erheben und sich mit derartig schäbigen Videos über die zu stellen, die wollen, dass wir alle gut durch diese Zeit kommen?

Quelle: Nur eine Mail an Ulrike Folkerts – und doch so viel mehr

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