In Baden-Württemberg startet das Modellprojekt zur Grundschule ohne Noten bald | News4teachers

Das Land Baden-Württemberg will einem Zeitungsbericht zufolge ab dem kommenden Schuljahr ein Modellprojekt zum Thema «Grundschulen ohne Noten» starten. Das kündigte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) gegenüber der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» an.

Demnach sollen an 39 Schulen die Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse keine Zensuren mehr bekommen. «Am Ende wollen wir vergleichen, wie es um die Unterrichtsqualität und die Leistungen der Schüler bestellt ist», wird die Ministerin in dem Bericht zitiert. Ein solcher Testlauf war bereits im Koalitionsvertrag von Grün-Schwarz vereinbart worden.

Quelle: Schopper: Modellprojekt zur Grundschule ohne Noten startet bald | News4teachers

Digitaler Unterricht

Immer wieder stösst man auf die Formulierung “digitaler Unterricht”, kürzlich auf der Seite des deutschen Bildungsservers:

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Was aber soll denn genau ein digitaler Religionsunterricht – oder allgemeiner – ein digitaler Unterricht genau sein?

Auf dem deutschen Bildungsserver liest man weiter unten

Der Artikel enthält Anregungen zum Einsatz von Digitalen Medien im Religionsunterricht.

Es geht also offenbar um den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht. Ist das also ein digitaler Unterricht?

Folgt man dem Link, dann landet man auf dieser Seite.

Auch hier lautet die Überschrift

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Weiter wird dann genauer ausgeführt, dass es um “die Digitalisierung in Schulen” geht.

Die Religions- und Deutschlehrerin vom Gymnasium Altona in Hamburg verbindet in ihrem Unterricht schon lange analoge und digitale Techniken, um spielerisch den Lernstoff zu vermitteln.

Eine Verbindung von analogen und digitalen Techniken also? Folgt man der Darstellung auf der angegebenen Seite, dann sieht man, wie diese Verbindung aussieht.

  • Die Schüler spielen ein “Spiel”, eigentlich beantworten sie fünf Repetitionsfragen zum Thema “Gott & Göttliches”, die ihnen online gestellt und anschliessend als richtig oder falsch bewertet werden.
    Dieser Unterricht sei mehr “als nur der klassische Frontalunterricht”, sagen zwei Schüler*innen.

Dieser Unterricht “verwebt digitale und analoge Lehrmittel und Lernmethoden miteinander”, so der Kommentar. So nebenbei wird darauf verwiesen, dass die Lehrerin auch einen Blog betreibt.

  • Was im Beitrag nicht klar zum Ausdruck kommt, was aber doch zentral ist: Die Lehrerin organisiert ihren Unterricht über eine Webseite. Dort sieht man die zeitliche Planung, dort sind auch Protokolle zu finden.
    Dies scheint mir wesentlich wichtiger als das digitale Spiel. Über diese Oberfläche kann man nachher auch sehen, dass die Lehrerin auch ein Quizlet oder ein Kahoot zur Verfügung stellt.

Das also ist “digitaler Unterricht”? Der Begriff für diese Form heisst doch eigentlich “Blended Learning” oder auf Deutsch auch “Integriertes Lernen”.

Blended Learning oder Integriertes Lernen bezeichnet eine Lernform, die eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning anstrebt. Das Konzept verbindet die Effektivität und Flexibilität von elektronischen Lernformen mit den sozialen Aspekten der Face-to-Face-Kommunikation sowie ggf. dem praktischen Lernen von Tätigkeiten. Bei dieser Lernform werden verschiedene Lernmethoden, Medien sowie lerntheoretische Ausrichtungen miteinander kombiniert.

Ein digitaler Unterricht wäre also ein Unterricht, der ausschliesslich digital stattfinden würde. Dafür wurde der Begriff “E-Learning” geprägt. Ob der dargestellte Unterricht nun eher Blended Learning oder E-Learning ist, ist eine andere Frage. “Digitaler Unterricht” ist es aber kaum.

Klar, digitaler Unterricht ist eine kürzere und prägnantere Formulierung, aber eben nicht ganz präzis.

Lernen ohne Leistungsdruck ist eine Illusion

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Gottlieb E.Höpli nimmt in der heutigen Ausgabe der NZZ am Sonntag Stellung zu Aussagen des Berner Erziehungsdirektors, der vor einer Woche vor zu viel Druck und Drill in der Schule gewarnt hat und sich für eine Wohlfühlschule ausgesprochen hat.

Wenn ich an meiner Schulzeit etwas bedauert habe, dann war es dies: dass die Fähigkeit zu memorieren, prosaisch ausgedrückt: auswendig zu lernen, nicht genug gefordert und gefördert wurde. Ich bedaure bis heute, dass ich mir Gedichte oder Musiknoten nicht exakt und ohne «Spick» vergegenwärtigen kann. Wie habe ich meinen Lehrer Emil Staiger beneidet, der in seinen Literatur-Seminaren einschlägige Textstellen aus Schiller und Goethe, Gottfried Keller und C. F. nicusa.com Meyer nach Belieben abrufen konnte!

Wo und wie aber soll dieses Memorieren, diese gründliche Aneignung eines Stoffes geschehen?

Interessant ist hier sicher die Feststellung, dass dieses Memorieren eine “eine gründliche Aneignung eines Stoffes” bewirken solle.

Schließlich der Schlag gegen viele Lehrer:

Ich hege ernsthafte Zweifel, ob sehr viele Lehrkräfte noch über die Fähigkeit verfügen, systematisch auswendig zu lernen. Denn sie haben es selbst nicht gelernt, wenn
sie nicht gerade einen Kurs über autogenes Training absolviert haben. Befürchten sie vielleicht, das Schulklima zu belasten, wenn sie das Memorieren forcierten? Aus der eigenen Schulzeit jedenfalls blieben mir die glasklar fordernden Lehrer in besserer Erinnerung als jene Softies, die uns dauernd an ihrer eigenen Befindlichkeit teilhaben lassen wollten.

Dann werden wir morgen mit dem Auswendiglernen dieses Artikels beginnen.

Weitere Links:
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt? – Systemtheorie für Lehrer: Helmut Willkes Grundzüge einer Theorie der Intervention in komplexe Systeme.

Beamer und Powerpoint als Problem

In einem Blogbeitrag “Die Wand zwischen den Studierenden und mir hat einen Namen” hat Gabi Reinmann, Professorin für Medienpädagogik an der Universität Augsburg und Professorin für Lehren und Lernen mit Medien an der Universität der Bundeswehr München, darauf aufmerksam gemacht, dass sie bei Veranstaltungen ohne Beamer viel mehr Aufmerksamkeit, größere Ruhe gehabt habe und dass ein relativ großer Teil der Studierenden sogar rege diskutiert hat. Als sie aber in einer folgenden Veranstaltung den Beamer eingeschaltet habe, sei es wesentlich unruhiger geworden und die Teilnehmenden seien weniger aufmerksam gewesen. Warum das? Für Gabi Reinmann ist klar der Beamer schuld daran.

In den Kommentaren zu diesem Beitrag wird der Fokus nun sehr schnell auf PowerPoint verschoben. Schuld sei also nicht der Beamer, sondern die Powerpoint-Folien. In einem Kommentar von Robert Aust wird schließlich auf eine Studie von Prof. Nieke an der Uni Rostock verwiesen. Der Kommentator bemerkt dann

Die Pressemitteilung ist zwar etwas dürftig, bei Nachfrage schickt Herr Prof. Nieke aber den vorläufigen Bericht.

In der Tat wird auf der Seite, die den Titel trägt „Ergebnis einer Studie von Prof. Dr. Wolfgang Nieke“, einfach Folgendes behauptet:

Rostocker Wissenschaftler unter Leitung von Professor Wolfgang Nieke, haben jetzt herausgefunden, dass die so weit verbreitete Art, seine Vorträge zu untermalen, die schlechteste aller möglichen Varianten ist, weil bei den Zuhörern im Vergleich am wenigsten im Gedächtnis bleibt. Das Arbeitsgedächtnis wird unnötig belastet, denn es hat laut  Rostocker Wissenschaftler, „eine beschränkte Kapazität“. Den Lernenden gehen so viele wichtige Informationen verloren. Am besten – und da ist die Überraschung perfekt – schnitt die gute alte Präsentation mit Folie und Overhead-Projektor ab. Das hat die beste Wirkung auf den Lerneffekt. Auf Platz 2 kommt der Vortrag.

Die Studie ist nicht einsehbar. Ich gehe davon aus, dass sie existiert, aber ohne Detailwissen sollte man doch eher abwartend reagieren.

Interessant ist nun, dass offenbar einige Kommentatoren, ohne die Studie genau zu kennen, also nur auf der Grundlage dieser rudimentären Mitteilung ihre gewagten Schlüsse ziehen.

So liest man auf einer Seite mit dem Titel „Power-Point-Präsentationen schaden Lernerfolg” bei pressetext.com etwa

Der Lernerfolg bei Power-Point-Präsentationen ist im Vergleich zu Overhead-Folien und dem klassischen Vortrag kleiner. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Lehrstuhls für Pädagogik der Universität Rostock.

Auch auf der Seite karrieretrends.de liest man genau dasselbe unter dem Titel „Power-Point-Präsentationen nicht immer gut fürs Denken”.

Dieselbe Meldung wird ebenfalls auf paradisi.de, auf news4teachers.de und krone.at, um nur einige zu nennen. Eine Suche auf google zeigt, wie viele Seiten den Text der Webseite der Uni Rostock einfach übernommen haben.

Wesentlich kritischer geht der Lehrerfreund im Beitrag „Kein Lerneffekt – Powerpoint-Präsentationen: Da rein, da raus„ vor. Hier wird einerseits auf die Kognitionspsychologie, auf Richard E. Mayer und John Sweller verwiesen. Diese Forscher verwiesen darauf, dass „die synchrone Präsentation von identischen Text- und Bild-Inhalten“ das Arbeitsgedächtnis überlaste. Dies gelte allerdings, so der Lehrerfreund, nur für komplexe Inhalte.

Powerpoint-Präsentationen des Alltags (“Das Leben Goethes”, “Entwicklung unserer Umsatzzahlen”, “Der Regenwald”) sind in der Regel inhaltlich anspruchslos und damit einfach zu verstehen. Selbst wenn man während der Präsentation die Informationen noch über einen dritten Kanal vermittelt bekäme (z.B. mit Akupunkturnadeln in Blindenschrift auf die Haut), könnte man problemlos folgen und den Transfer ins Langzeitgedächtnis leisten.

Wo liegt also das Problem, wenn die Zuhörer bei solchen einfachen Alltagsthemen der Schule nicht aufpassen?

Die Ursache für die Studienergebnisse von Prof. Nieke ist vielmehr darin zu sehen, dass sich beim Präsentieren mit Powerpoint einige stumpfsinnige Konventionen eingebürgert haben, zum Beispiel:

– Verwendung von Aufzählungslisten (Bullet-Listen)
– Ãœberfrachtung der Folien mit Text
– Folien werden vorgelesen
– Visualisierung wird ersetzt durch Text

Dadurch werden Vorträge zu ultralangweiligen, undynamischen Veranstaltungen, die weder Interesse erzeugen noch die Inhalte eingängig vorstellen.

Dem ist wirklich nichts mehr beizufügen. Schöne Beispiele runden den guten Artikel aus dem Lehrerfreund ab.

Bücher hören und lesen

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In einer Lektion von heute mussten die Schülerinnen und Schüler in einem Buch – dem Schimmelreiter von Theodor Storm – weiterlesen. Schon früher hatte mich ein Schüler darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Buch auch als Podcast erhältlich sei. Ich habe daraufhin den Link alle Schülern bekannt gemacht. Das Resultat: in der heutigen Lektion haben sich einige Schüler den Text vorlesen lassen, die meisten sind dem Text aber doch noch mit den Augen gefolgt.

Computer im Deutschunterrricht

Markus Märkl hat in seinem Blog geschrieben, dass er in ein paar Wochen einen Vortrag zum Thema "Computer im Deutschunterricht" halten wird. Dazu hat er ein sehr gutes Mindmap erstellt.

Ich denke, es wäre nicht schlecht, auch an unserer Schule einen solchen Vortrag zu halten. Ich habe bereits vor einiger Zeit einem Teil der Lehrer ein eigenes Projekt aus dem Deutschunterricht vorgestellt, das ich während meiner Ausbildung 2bits zusammen mit Leo Binggeli erarbeitet habe. Ich habe es auch hier im Blog schon vorgestellt. In diesem Unterrichtsprojekt ging es um den Einsatz der Hypertextmethode bei der Erarbeitung von Sachtexten. Das Beispiel war aber offenbar für viele Kollegen zu kompliziert, auf jeden Fall hat es niemand angewendet, aber auch niemand hat es kritisiert.

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Seit dieser Woche habe ich nun übrigens in meinem Schulzimmer vier Computer, allerdings nicht von der neusten Generation, aber immerhin. Jetzt lässt sich der Computereinsatz im Unterricht einfacher einplanen.