ICT im Unterricht

Am vergangenen Mittwoch fand unser ICT-Weiterbildungstag statt. Ich bin allen Teilnehmern, insbesondere unseren externen Referenten Peter Gloor und Martin Hoffmann sehr dankbar, dass sie mir einige Punkte in aller Schärfe klarmachen konnten. Auf einen Punkt möchte ich in diesem Beitrag eingehen. Im Moment werden bei uns ICT-Mittel eher lehrerzentriert eingesetzt, der Lehrer setzt seinen Computer zur Veranschaulichung seiner Präsentationen ein. Der Computer und der Beamer werden zum langen Arm des Lehrers. Unser Ziel müsste es aber sein, die Schüler vermehrt mit ICT-Mitteln zu aktivieren, also nicht nur ihre Aufmerksamkeit auf unsere Darbietungen zu steigern, sondern ihre Aktivität im Lernprozess insgesamt zu aktivieren. Am Nachmittag wurde dieser Aspekt dann auf den Punkt gebracht. Der Schüler muss zu selbständigem Lernen gebracht werden, dies tönt sehr einfach, in der Praxis heisst das aber, dass wir unseren Unterricht in vielen Fällen völlig verändern müssen. Ich erinnere mich an alte Forderungen zu mehr Projektunterricht. Die Schüler erhalten klare Zielsetzungen, klare Rahmenbedingungen, im eigentlichen Lernprozess werden sie vom Lehrer, der nun eine andere Funktion bekommen hat, nur noch begleitet. Der Lehrer bietet, wie dies Peter Gloor eindrücklich dargestellt hat, etwa Sprechstunden an, die Schüler können erscheinen oder nicht. Sie übernehmen in diesem Prozess sehr viel Verantwortung. Projektartiges Lernen, ob mit oder ohne Computer, braucht allerdings bedeutend mehr Zeit.

Wir stellen auf der Sekundarstufe II aber vermehrt fest, dass die Schüler nicht selbständig arbeiten wollen oder eventuell können. Aus diesem Grund ist gerade in diesem Punkt der Widerstand der Mittelschullehrer besonders gross. Unsere Erfahrung zeigt, dass Schüler meistens kurz vor einer Probe mit dem Lernen beginnen, dass sie ihre Zeit nicht wirklich richtig planen und einteilen können. Ein Schüler hat mir in einem Aufsatz vor der Matur geschrieben, dass er in der ganzen Schulzeit nie eine Agenda gebraucht habe, er habe nie wirklich planen müssen, da dies die Lehrer oder auch die Mitschüler für ihn gemacht hätten.

Wir haben an den Schweizer Mittelschulen das Gefäss des Lernens am Projekt. Dort ist diese Arbeitsform zentral, und im LAP werden Computer auch sehr häufig eingesetzt. Also kann man sich als Lehrer auch auf den Standpunkt stellen, dass die Schüler im LAP projektartig arbeiten sollen, aber nicht im regulären Fachunterricht.

Wenn wir also weg vom Power-Point-ICT kommen und zum schüleraktivierender ICT-Einsatz im Unterricht übergehen wollen, müssen wir wohl vermehrt von traditionell lehrerzentrierten Unterrichtsformen Abschied nehmen.

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