Ein Laptop für jeden Schüler – Versuch abgebrochen

Wie man einem Bericht der New York Times entnehmen kann, wird an der Liverpool High School in Liverpool, New York, der Versuch "jeder Schüler ein Laptop" nach sieben Jahren abgebrochen.

The students at Liverpool High have used their school-issued laptops to exchange answers on tests, download pornography and hack into local businesses. When the school tightened its network security, a 10th grader not only found a way around it but also posted step-by-step instructions on the Web for others to follow (which they did).

Neben den dargestellten Problemen gab es offenbar auch sehr viele technische Schwierigkeiten: Laptops sind immer wieder abgestürzt, die Netzwerke sind zusammengebrochen. Der Schulpräsident meint sogar:

It’s a distraction to the educational process.

Man erfährt dann weiter, dass bereits die Matoaca High School in Richmond, Va, ein ähnliches Programm nach fünf Jahren abgebrochen habe, nachdem man dort festgestellt hatte, dass die Schüler Lehrziele nicht erreicht hatten, die in Schulen ohne Laptops erreicht worden waren. Es werden im selben Artikel noch weitere Schulen erwähnt, die ähnliche Programme aufgegeben haben, die meisten klar aus Kostengründen, da vor allem die Reparaturkosten teilweise ins Unermessliche gestiegen waren. Ein befragter Schüler meinte übrigens, dass ihm der Laptop zumindest im Tastaturschreiben geholfen habe.

Vor einigen Jahren habe man gemeint, dass im Klassenzimmer des 21. Jahrhunderts Schüler mit Laptops sitzen werden.

Eltern hätten das Programm in Liverpool allerdings von Anfang an stark kritisiert. Ein betroffener Vater meint, dass sein Sohn den Laptop nur dazu verwendet habe, um Computerspiele zu spielen. Die Lehrer ihrerseits hätten das Programm mit viel Optimismus gestartet und geglaubt, dass Schüler besser und williger lernen würden.

Mark Warschauer, Professor an der University of California in Irvine meinte zwar, dass die Schule in Liverpool vielleicht zu früh aufgebe, auch Lehrer müssten sich zuerst an die neue Technologie gewöhnen und diese auch in ihrem Unterricht einsetzen können. Er sieht nach Auswertung seiner Studien nach wie vor einen Vorteil in Innovation, Kreativität, Autonomie und eigenständiger Forschung.

Der Bericht wirkt natürlich ernüchternd für all jene, die glaubten mit der entsprechenden Hardware liesse sich ICT gut in den Unterricht einbauen und die Schüler müssten unbedingt vom ersehnten didaktischen Mehrwert profitieren. Nun diese Meldungen, Geräte, die nicht funktionieren, Schüler, die die technischen Möglichkeiten missbrauchen oder einfach gar nicht beachten. Die Geschichte des ICT-Einsatzes im Unterricht scheint eine Misserfolgsstory zu werden. Dies ist natürlich Wasser auf die Mühle von allen skeptischen Lehrern und Eltern. Die Frage ist allerdings, ob wir nicht zu früh aufgeben. Vielleicht müssen wir auch nicht jedem Schüler einen Laptop geben, da könnte der Haken liegen. Mit Schulmaterial geht man heute fahrlässig um, das trifft nicht nur für Computer zu. Zudem müssen die Lehrer selber lernen, den Computer wirklich in ihren Unterricht einzubauen, er müsste so wichtig werden, dass der Schüler ohne ihn gar nicht mehr am Unterricht teilnehmen kann. Im Moment aber ist es eine Tatsache, dass diese Schulversuche in den USA im grossen Stil abgebrochen werden.

In einem Kommentar auf Student Tablet PC steht, dass dieses Ergebnis auf dieser Schulstufe nicht überrasche

Obviously all of these examples are of laptop use in k-12 education where it is truly debatable whether any good could come of a student having a laptop.

Dies finde ich einen interessanten Aspekt, die Probleme könnten tatsächlich mit der Schulstufe zusammenhängen. Zusätzlich wird auch auf die Tatsache aufmerksam gemacht, dass Lehrer sehr häufig einfach mit technischen Geräten in ihren Schulzimmern allein gelassen würden, dass man ihnen keine Hilfe für den Einsatz dieser Mittel anbietet. Hier noch ein Kommentar eines Schülers zu diesem Blog-Beitrag:

Seriously even as a college student I have found I pay less attention when I take notes on my tablet pc then when I do on paper. I first thought it was maybe cause I played to much with onenote or gobinder. But I still found that even with Journal I still didn’t find much of an improvement on my studying or grade for the matter. Though I love my Toshiba M4 dearly and boy would I love to be productive with OneNote, but I find paper and pen works best. Maybe instead of tech revolution at schools we should be moving back to paper.

2 Antworten auf „Ein Laptop für jeden Schüler – Versuch abgebrochen“

  1. Am 6.5.07 habe ich hier bereits einen Blogeintrag zu diesem Thema gemacht. Nun hat sich am 8.5.07 also auch der Spiegel in einem Beitrag auf Spiegel online dem Thema angenommen. In diesem Beitrag wird der Artikel aus der New York Times zusammengefasst un

  2. In regelmässigen Abständen erscheinen in der Presse kritische Beiträge zum Einsatz von ICT im Unterricht. Ausgelöst durch den Beitrag in der New York Times am 4.5.07, erschien zuerst im Spiegel ein längerer kritischer Beitrag z

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